Neue Fassade
„1686 den 28. Märzen ist dieser Bau angefangen zu mauern.“ Wer im Bregenzer Stadtarchiv stöbert, findet diesen handschriftlichen Vermerk auf dem Originalplan für den Bau des heutigen Rathauses.
335 Jahre ist es also her, dass der Sitz der Stadtregierung errichtet wurde. Freilich sah das Gebäude, ursprünglich als Kaufhaus und Warenlager konzipiert, damals ganz anders aus. Die Fassade des kasernenartigen Bauwerks war zum Beispiel sehr schlicht gehalten und ohne jeden Schnörkel.
Zwei Jahrhunderte später wollten die Stadtväter dem Objekt ein repräsentativeres Aussehen verleihen. Im Zuge einer Ausschreibung, die 1893 erfolgte, stellten schließlich zwei Baukünstler ihre Vorstellungen und Ideen für die Neugestaltung vor. Zum Zug kam damals Architekt Georg Baumeister, der somit das heutige Bild der Sandsteinfassade mit Dachaufbau samt Türmchen, diversen Verzierungen und den fünf überdachten Mosaik-Medaillons entwarf.
Auf den Portraits zu sehen sind Herrscherpersönlichkeiten, die auch für Bregenz von Bedeutung waren. Die Konterfeis zeigen von links: Kaiser Augustus, der „Brigantium“ im Jahr 15 v.Chr. in die Pax Romana (Römischer Frieden) aufnahm, Graf Ulrich I. von Montfort, Kaiser Franz Josef, Maria Theresia und Herzog Sigmund von Österreich. Die Bildnisse wurden von der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt in Wilten hergestellt. In der kunstgeschichtlichen Literatur werden sie Josef Boss zugeschrieben. Fertiggestellt wurde dieses neue Erscheinungsbild der Fassade im Jahr 1898 und damit pünktlich zum 50. Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef.
Zwar wurden in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Fenster erneuert, ansonsten hat man an der 123 Jahre alten Gebäudehülle aber keine Hand mehr angelegt. Die Stadt entschloss sich daher vor dem Sommer zu einer Generalsanierung samt Neuanstrich um 285.000 Euro. Dieser Tage konnten das Baugerüst und Großteile der Baustelleneinrichtung wieder entfernt werden. Die geplante Fassadenbeleuchtung steht ebenfalls in Kürze.
Während also außen alles fast wie neu wirkt, ist der Umbau, der gleichzeitig im Inneren des Hauses gestartet wurde, noch bis zum kommenden Frühjahr im Gang. Auf der Basis einer organisatorischen Umstrukturierung werden die Bregenzerinnen und Bregenzer sowie sonstigen Gäste künftig im Parterre den Bürgerservice und das Stadtbusbüro sowie Anlaufstellen des Meldeamtes und des Wohn- und Sozialservice finden. Auch das Standesamt wird in Zukunft in der Rathausstraße beheimatet sein. Trauungen sollen dann im ebenfalls historischen Stadtvertretungssaal stattfinden.