1923 bis 2023: 100 Jahre Bregenzer Stadtgeschichte im Überblick
1923
Endlich Landeshauptstadt!
Eine formale Landeshauptstadt gab es in Vorarlberg lange Zeit nicht, getagt wurde abwechselnd in Feldkirch und Bregenz. Seit 1861 war Bregenz alleiniger Tagungsort des Landtags. Die Landesverfassung vom 30. Juli 1923 verankerte Bregenz schließlich offiziell als Landeshauptstadt.
1926
Bau der Harder Brücke
1926 wurde die Harder Brücke eröffnet, drei Jahre später die Rheinstraße. Die Rheinstraße wurde die Basis der Erschließung des rasant wachsenden Stadtteils Vorkloster. Beidseits der Rheinstraße entstand mit der Zeit eine Gewerbe- bzw. Wohnmischzone.
1927
Bau der Pfänderbahn
Seit der Eröffnung am 20. März 1927 führt die Pfänderbahn auf den 1.064 Meter hohen Bregenzer Hausberg. Der Pfänder bietet eine kolossale Rundumsicht. Der Bau der Pfänderbahn war ein touristischer Meilenstein: Bereits im Jahr 1932 konnte der millionste Fahrgast gezählt werden.
1934 – 1938
Austrofaschismus
Ab März 1933 verfolgte der christlichsoziale Bundeskanzler Dollfuß einen autoritären Kurs, der im Februar 1934 zur Errichtung einer Diktatur führte. In Bregenz musste die gewählte Gemeindevertretung einem „Gemeindetag“ weichen, dessen Mitglieder vom Landeshauptmann ernannt wurden.
1938 – 1945
Nationalsozialismus
Mit dem „Anschluss“ am 12. März 1938 wurde Bregenz nationalsozialistisch. Gegner des Regimes, „Nichtarier“, Behinderte, psychisch Kranke und Unangepasste wurden verfolgt und ermordet. Das NS-Terrorregime und der 2. Weltkrieg endeten mit der Befreiung durch die Franzosen am 1. Mai. 1945.
1946
Fluher Volksabstimmung
Während der NS-Diktatur waren Lochau, Eichenberg, Kennelbach und die Fluh nach Bregenz eingemeindet. Die Fluher stimmten in einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit für einen Verbleib bei Bregenz, während sich die anderen Gemeinden für die Selbständigkeit entschieden.
1946
Kultureller Aufbruch
Vom 4. bis 11. August 1946 fanden die ersten Bregenzer Festspiele statt, damals noch als „Kultur- und Sportwoche“ oder „Festwoche“. Am 5. August fand im Gondelhafen die Premiere von Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“ statt, die Geburtsstunde des „Spiels auf dem See“.
1955
Theater am Kornmarkt
1812 wurde im Schlachthaus ein Theatersaal eingerichtet, der jedoch 1902 im Zuge der Umgestaltung des Kornmarktplatzes weichen musste. Aufführungen gab es zwar noch, aber kein Theatergebäude mehr. Am 17. Juli 1955 wurde im umgebauten Kornhaus das neue Theater am Kornmarkt eröffnet.
1963
Letzte Seegfrörne
Von einer Seegfrörne spricht man, wenn der gesamte Bodensee zugefroren ist. 1929 gab es eine Gfrörne, die aber genau genommen nur eine Teilgfrörne war. Das letzte Mal fror der Bodensee 1963 komplett zu, die einzige Gfrörne des 20. Jh. und bis dato auch die letzte.
1968
Erste Kläranlage Vorarlbergs
Da nach dem Krieg die Notwendigkeit einer geordneten Abwasserbeseitigung immer dringender wurde, beschloss die Stadtvertretung 1950 ein generelles Kanalisierungsprojekt. Zentral für dieses Projekt war die Errichtung einer Kläranlage, die 1968 eröffnet wurde.
1967 – 1974
Der autofreundliche Leutbühel
Seit den 1960er Jahren nahm der Individualverkehr massiv zu. Der Leutbühel galt mit seiner versetzten Straßenführung als Verkehrshindernis. Der Verbreiterung der Straße mussten mehrere Häuser weichen, die bis dahin die Örtlichkeit unverwechselbar geprägt hatten.
1970 – 1975
Ein modernes Krankenhaus
In den Jahren 1970 bis 1975 erhielt Bregenz ein modernes städtisches Krankenhaus. Der Altbestand wurde saniert und um einen Neubau erweitert. Errichtet wurden zudem eine Krankenpflegeschule und ein Schwesternheim. 1992 übergab die Stadt das Krankenhaus dem Land.
1974 – 1982
Bau der "Siedlung an der Ach"
1970 fiel der Beschluss zum Bau der Siedlung an der Ach, des größten Vorarlberger Wohnbauvorhabens der Nachkriegszeit. Zwischen 1974 und 1982 entstanden in fünf Bauetappen 839 Wohnungen. Heute leben in der Achsiedlung etwa 2.000 Menschen aus 27 Nationen.
1977
Erste Fußgängerzone Vorarlbergs
In den 1970ern ging es der Stadtplanung vermehrt um die Bedürfnisse der Fußgänger:innen. Im Juli 1977 wurde die einst vielbefahrene Kaiserstraße in die erste Fußgängerzone Vorarlbergs umgewandelt. Die Kaiserstraße galt als Kernstück für eine zukünftige Erweiterung der Fußgängerzone.
1978 – 1986
Umsetzung "Seeuferkonzept"
Ende 1971 fiel die Entscheidung, den Güterbahnhof von Bregenz nach Wolfurt zu verlegen. Somit stand ein Teil des Bahnareals für stadtplanerische Vorhaben zur Verfügung. Das „Seeuferkonzept“ sah den Bau eines Hotels, eines neuen Strandbads und eines Hallenbads vor.
1980
Festspiel- und Kongresshaus
Die ersten Pläne für den Bau eines Festspielhauses stammen aus den 1950er Jahren. 1976 fiel der Beschluss zum Bau, im gleichen Jahr wurde der Grundstein gelegt. Puccinis „Turandot" wurde 1979 bereits auf der neuen Seebühne aufgeführt. Anfang 1980 ging das Haus in Betrieb.
1980 & 1984
Autobahn, Pfändertunnel, Citytunnel
In den 1950er und 1960er Jahren wurde heftig darüber diskutiert, wie eine Autobahn durch Bregenz zu führen sei: am See, am Pfänderhang oder in einem Tunnel. 1980 wurde schließlich der Pfändertunnel eröffnet, 1984 der Citytunnel, der die Stadt an die Autobahn anschloss.
1989
Der neue Bregenzer Bahnhof
1989 wurde der neue Bregenzer Bahnhof eröffnet, der damals als der modernste Bahnhof Österreichs galt. Seine Ausrichtung quer zu den Gleisanlagen verdankt er dem Plan, auch die Eisenbahn in den Berg zu verlegen. Der Eisenbahntunnel durch den Pfänder wurde aber nicht gebaut.
1991
Abriss "Gulaschbrücke"
Über 100 Jahre lang verband die „Gulaschbrücke“ den Bahnhof mit den Seeanlagen. Woher der Name kommt? Vom legendären Gulasch, das in der Bahnhofsrestauration verkauft wurde. Die beliebte Brücke wurde 1990 abgebaut und im Jänner 1991 endgültig demontiert.
1996/97
Verkehrsberuhigung Innenstadt
1996 wurde die Stadtstraße eröffnet. Sie wurde als Ortsdurchfahrt entlang der Bahn angelegt, um die Innenstadt vom Verkehr zu befreien. Leutbühel und Bahnhofstraße wurden in die Fußgängerzone integriert, was zu einer Verkehrsberuhigung in der Rathausstraße und am Kornmarkt führte.
1997
Kunsthaus Bregenz
Nach mehrjähriger Planungszeit erfolgte im Frühjahr 1994 der Spatenstich für das Kunsthaus Bregenz. Seit der Eröffnung am 25. Juli 1997 hat sich das KUB zu einem international renommierten Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst entwickelt.
1999
Jahrhunderthochwasser
Das Bodensee-Hochwasser vom Mai 1999 gilt als Jahrhunderthochwasser. Teile des Stadtgebiets wurden überflutet. Seestraße und Bahnhofstraße standen bis zu einem halben Meter unter Wasser. Der Pegel überschritt erstmals wieder die Marke von 1890.
2013
vorarlberg museum
Seit 1905 beherrscht die Ostfassade des Vorarlberger Landesmuseums den Kornmarktplatz. Damals mit historistischer Fassade, seit 2013 nach Neu- und Umbau in zeitgemäßem und modernem Gewand. Am 21. Juni 2013 wurde das neue vorarlberg museum feierlich eröffnet.
2013
Fußgängerzone Kornmarktplatz
Im Mai 2013 wurde der neue Kornmarkt als eine Fußgängerzone eröffnet. In einem beispielhaften Bürgerbeteiligungsverfahren waren die Bregenzer:innen in die Planungen einbezogen. Der Kornmarktplatz ist nunmehr autofrei und ein Ort der Begegnung.
2018 – 2023
Quartiersentwicklung Leutbühel
Der Leutbühel erfährt im Zuge der Quartiersentwicklung eine Neugestaltung mit dem Fokus auf den Menschen und nicht mehr am motorisierten Verkehr. Das Ziel: Die Öffnung des Stadtraumes für mehr Aufenthaltsqualität, fürs Flanieren und für Begegnungen.
2011 – 2023
Ufergestaltung Pipeline
Mit dem Ziel der Attraktivierung der beliebten Naherholungszone begann das Neugestaltungsprojekt bereits 2011. Die erste Bauetappe dauerte bis 2014 und verlieh einem Teil der Pipeline ein völlig neues Aussehen. 2021 und 2023 folgten weitere zwei Etappen für ein wertvolleres Seeufer.
100 jahre landeshauptstadt
Offizielle Feier am 1. Juli 2023
Das 100-Jahr-Jubiläum als Landeshauptstadt und die Fertigstellung der Quartierentwicklung Leutbühel wurden am 1. Juli 2023 gebührend in der Innenstadt gefeiert. Hier ein kleiner Einblick in den Tag bzw. Abend.
Offizielle Festsitzung am 28. Juli 2023
Die offizielle Festsitzung zum 100-Jahr-Jubiläum als Landeshauptstadt fand am 28. Juli im Stadtvertretungszimmer im Rathaus statt. Unter der musikalischen Umrahmung von Paul Becker, Gitarrist der Musikschule Bregenz, und der Begrüßung und Festrede von Bürgermeister Michael Ritsch kamen auch Dr. Monika Vonier, Landtagsvizepräsidentin, und Thomas Klagian, Stadtarchivar, zu Wort.
100 Jahre – 12 Gesichter der Politik
Bevölkerungsentwicklung von 1923 bis 2023
Fotos: Stadtarchiv Bregenz, Miro Kuzmanovic, Christoph Skofic, Reinhard Fasching, Udo Mittelberger, Land Vorarlberg