Die Geschichte des Bregenzer Rathauses
Von der Kemenate ins eigene Rathaus
Nach der Stadtgründung um 1250 tagten Stadtammann und Rat nicht in einem eigenen Rathaus, sondern in einer Kemenate, einer beheizbaren Stube in der Grafenburg in der Oberstadt. (Heute steht an der Stelle der Burg das Bundesdenkmalamt, ehemals Gefängnis.) Erst 1457 überließ Herzog Sigmund von Österreich den Bregenzern ein eigenes Gebäude, das sie als Rathaus nutzen durften. Er bedang sich freilich aus, bei Bedarf Herberge zu nehmen, und behielt sich das Recht vor, das Gebäude gegen Rückerstattung der Investitionen wieder in sein Eigentum zu übernehmen – was er 1481 tatsächlich getan hat.
Die Bregenzer mussten wieder mit der Kemenate in der Burg Vorlieb nehmen. Im Jahr 1511 schließlich baute sich die Bregenzer Bürgerschaft ein eigenes Rathaus gegenüber der Burg, ein Gebäude von stattlichem Umfang. Es enthielt die kleine und große Ratsstube, einen Saal, dann das sogenannte Bürgerstüble (eine Arrestzelle für Bürger, die sich eine Kleinigkeit hatten zu Schulden kommen lassen) und zwei Gewölbe für Registratur und Archiv. Dieses Rathaus wurde 1812 abgerissen. Der stattliche Fachwerkbau, der genau genommen fälschlich als „Altes Rathaus" bezeichnet wird, wurde erst in den Jahren 1661/62 als Anbau und Ratsdienerwohnung errichtet.
Um der Verlagerung des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in die untere Stadt Rechnung zu tragen, wurden 1720 Teile der Stadtverwaltung in das 1686 errichtete städtische Lagerhaus verlegt. Seit etwa 1810/11 war die gesamte Stadtverwaltung in diesem Gebäude, dem heutigen Rathaus, untergebracht. Dieses war ursprünglich ein schmuckloser Bau, der 1898 anlässlich des 50-jährigen Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs seine historistische Fassade erhalten hat.
Nota bene
Den Sitzungssaal – das heutige Stadtvertretungszimmer – hat Otto Mallaun entworfen, den Plan ausgeführt hat der Kunsttischler Josef Gaudl in den Jahren 1908/1909.
Von 1861 bis 1895 – also für 35 Jahre – tagte der Vorarlberger Landtag im Sitzungssaal des Rathauses, da dem Landtag lange Zeit kein eigenes Landhaus zur Verfügung stand.
Von ihrer Gründung 1822 bis 1940 war die Bregenzer Sparkasse im Rathaus untergebracht. Die Mosaikmedaillons in den Lünetten der Segmentgiebelfenster zeigen die Portraits von fünf Herrscherpersönlichkeiten, die für Bregenz bedeutsam waren. Von links nach rechts:
- Bregenz wird 15 v. Chr. dem Römischen Reich eingegliedert. Brigantium, wie das römische Bregenz genannt wird, war eine bedeutende Ansiedlung, vermutlich eine Stadt im Rechtssinn. Dafür steht das Bild des Kaisers Augustus.
- Im Jahr 1270 zerstört die Teilung unter den montfortischen Brüdern die Einheit des Landes, es entstehen die Grafschaften Tettnang, Feldkirch und Bregenz. Die Stadt Bregenz wird Hauptort eines Gebiets zwischen Leiblach und Hohenems. Dafür steht das Bildnis des Grafen Ulrich I.
- Im Jahr 1861 wird Bregenz als Sitz des Vorarlberger Landtags Hauptort des Landes und quasi Landeshauptstadt. Dafür steht das Bildnis von Kaiser Franz Joseph I.
- Im Jahr 1750 wird Bregenz Mittelpunkt der österreichischen Verwaltung in Vorarlberg. Dafür steht das Bildnis von Kaiserin Maria Theresia.
- Im Jahr 1451 geht die erste Hälfte von Stadt und Grafschaft Bregenz an das Haus Österreich. Dafür steht das Bildnis Herzog Sigmunds, der den Kauf getätigt hat.
Impressionen
Stadtarchiv
Bergmannstraße 6
6900 Bregenz