Frauenpreis an Elisabeth Stöckler verliehen
Bereits zum zweiten Mal vergab die Landeshauptstadt Bregenz den Agathe-Fessler-Frauenpreis im Bregenzer Marienheim.
Am 7. März 2023 wurde die Urkunde an die diesjährige Gewinnerin Elisabeth Stöckler übergeben. Nominiert werden konnten Frauen mit besonderen beruflichen oder ehrenamtlichen Leistungen mit beispielgebendem Wirken für die Chancengleichheit von Frauen oder mit nachweisbaren Erfolgen in gesellschaftlichen Bereichen, die für das weibliche Geschlecht bislang untypisch sind. Voraussetzung war, dass die nominierte Frau in Bregenz wirkt, wohnt oder geboren ist. Eine fachkundige Jury, bestehend aus zwei Männern und drei Frauen, bewertete die Einsendungen und entschied sich für Elisabeth Stöckler.
Mit der Gründung des Frauenmuseums Hittisau im Jahr 2000 hat sie einen wesentlichen Beitrag zur Sichtbarkeit von Frauengeschichte und Frauenkultur geleistet. Durch ihren unermüdlichen Einsatz initiierte sie in einer Gemeinde im ländlichen Raum ein Frauenmuseum, das an einer solchen Stelle weltweit einzigartig ist. Darüber hinaus ist es auch das einzige Museum seiner Art in Österreich. Elisabeth Stöcklers Engagement bewirkte außerdem, dass das bisherige Geschichtsbild, in dem die Leistungen von Frauen in Bereichen wie Wissenschaft, Kultur, Politik oder Gesellschaft marginalisiert oder geleugnet wurden, nicht länger aufrechterhalten werden kann. Auch trug sie dazu bei, das Selbstbild von Frauen zu verändern. Das Frauenmuseum Hittisau übernimmt auch eine wichtige Funktion als Arbeitgeberin für Frauen in der Region und belebt die Kultur und den Tourismus des Bregenzerwaldes.
Elisabeth Stöckler wurde am 14. Juni 1963 in Bregenz geboren und studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Transdisziplinarität an der Universität Innsbruck und an der Zürcher Hochschule der Künste, bevor sie einen postgradualen Lehrgang für Museums- und Ausstellungskurator:innen im Kunst- und Kulturbetrieb absolviert. Sie ist Geschäftsleiterin der Kulturstiftung Liechtenstein.
„Mit Elisabeth Stöckler hat die Stadt Bregenz wieder eine herausragende Preisträgerin gefunden und zurecht mit dem Agathe-Fessler-Frauenpreis ausgezeichnet. Das Frauenmuseum Hittisau ist eine wichtige Institution und hat in über zwanzig Jahren seines Bestehens immer wieder gezeigt, dass Frauen in vielen Museen schlicht nicht präsent sind. Zwar sind Museen voll mit Frauendarstellungen, doch die Agierenden sind fast ausschließlich Männer, die das künstlerische Schaffen über viele Jahrhunderte hinweg dominierten. Das Frauenmuseum Hittisau ist ein richtiger Schritt auf dem Weg, diesen Umstand auszumerzen“, so Bürgermeister Michael Ritsch.
„Elisabeth Stöckler ist eine Pionierin im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hat für Vorarlberg mit hohem persönlichem Einsatz und viel Zähigkeit einen Weg für das Frauenmuseum gefunden. Sie hat Selbstermächtigung als Frau vorgezeigt, die Dinge in die Hand genommen und etwas gefordert und installiert, was sich viele gar nicht vorstellen konnten. Heute ist das Frauenmuseum international anerkannt und strahlt weit über die ländliche Region hinaus. Dafür spreche ich großen Respekt und Dankbarkeit aus, für das Vorbild als Frau und für das Ergebnis dieser Selbstermächtigung“, freut sich Vizebürgermeisterin Sandra Schoch.
Benannt wurde der Preis nach Agathe Fessler, die 1905 mit dem Marienheim in Bregenz ein Asyl für stellenlose junge Frauen einrichtete und als Begründerin der modernen Sozialarbeit in Vorarlberg gilt. Ihr ging es darum, jungen Frauen, die zu den Unterprivilegierten, manchmal zu den Randgruppen der Gesellschaft gehörten, einen Zufluchtsort zu bieten. In Agathe Fesslers Marienheim waren alle Frauen willkommen, die Hilfe brauchten, gleichgültig aus welchen Gründen. Nicht die Hilfswürdigkeit entschied über eine Aufnahme ins Marienheim, sondern die Hilfsbedürftigkeit.
Medien
- Vizebürgermeisterin Sandra Schoch mit der diesjährigen Preisträgerin Elisabeth Stöckler. © Alexandra Serra (2 MB)
- Mitglieder der Jury mit Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (3.v.l.), Marie-Therese Lederhos (Landeshauptstadt Bregenz/4.v.l.) sowie der diesjährigen Preisträgerin Elisabeth Stöckler (5.v.l.) und Landesrätin Katharina Wiesflecker (rechts). © Alexandr (3 MB)