Frauenpreis 2024 geht an Brigitte Stadelmann
Am 29. Februar 2024, dem Equal Care Day, hat die Landeshauptstadt im Bregenzer Marienheim zum dritten Mal den Agathe-Fessler-Frauenpreis vergeben. Dieses Mal ging die Urkunde an Brigitte Stadelmann vom Verein Amazone. Im Vorfeld nominiert wurden Frauen mit Bezug zu Bregenz mit besonderen beruflichen oder ehrenamtlichen Leistungen, mit beispielgebendem Wirken für die Chancengleichheit von Frauen oder mit nachweisbaren Erfolgen in gesellschaftlichen Bereichen, die für das weibliche Geschlecht untypisch sind.
Die fachkundige Jury bestand aus Noreen Mughal von #BlackLivesMatter Vorarlberg, Bettina Steindl vom CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg, Stefania Pitscheider Soraperra vom Frauenmuseum Hittisau, dem Autor Bastian Kresser von der Volkshochschule Götzis und Simon Burtscher-Mathis vom Vorarlberger Kinderdorf. Sie bewerteten alle Einsendungen und kamen zu einer klaren Entscheidung.
Brigitte Stadelmann (54) absolvierte eine Ausbildung zur Elementarpädagogin in Zams in Tirol und schloß später die Akademie für Sozialarbeit in Bregenz ab. Von 1989 bis 2007 war sie in diversen Einrichtungen wie dem SOS-Kinderdorf, dem ifs oder als Schulsozialarbeiterin in Rieden und Vorkloster tätig. 2006 gründete sie gemeinsam mit anderen Aktivist:innen in der Landeshauptstadt Bregenz den Verein GoWest für LGBTIQ+. Seit 17 Jahren ist sie im Verein Amazone tätig und leitet dort das amazoneZENTRUM, ein Freizeitraum für Mädchen*, junge Frauen*, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Jugendliche von 10 bis 25 Jahren.
„Brigitte Stadelmann ist im Hinblick auf feministische Anliegen eine ‚Bregenzer Institution’. Sie engagiert sich bereits seit 35 Jahren beruflich und ehrenamtlich für eine geschlechtergerechtere, tolerantere und buntere Gesellschaft“, heißt es in der Jury-Begründung. Doch sie setzt sich nicht nur unermüdlich für mädchen- und frauenpolitische Themen ein, sondern ist selbst auch ein „Role Model“. In der Amazone steht sie den Mädchen und Frauen permanent mit Rat und Tat für Probleme jeder Art zur Seite und motiviert die jungen Heranwachsenden, an sich zu glauben und ihren individuellen Lebensweg zu gehen. Zudem ist sie Fachfrau für die Themen Selbstbehauptung und Gewaltprävention, zu denen sie Workshops an Schulen, Betrieben und Jugendzentren abhält.
„Brigitte Stadelmann ist eine würdige Trägerin des Agathe-Fessler-Frauenpreises – nicht zuletzt deshalb, weil sie trotz ihres stadtübergreifenden feministischen Engagements vor allem hier in Bregenz nachhaltig wirkt. Sie hat eine klare Vorstellung von einer geschlechtergerechten und diskriminierungsfreien Welt, lässt Mädchen und junge Frauen daran teilhaben und fördert so deren positive Entwicklung“, meinte Bürgermeister Michael Ritsch.
Vizebürgermeisterin Sandra Schoch ergänzte: „Als Kind und Jugendliche:r verstanden, gesehen und gespiegelt zu werden, das sind die wichtigsten Rahmenbedingungen um eine starke, freie Persönlichkeit entwickeln zu können. Brigitte Stadelmann hat genau dies für unzählige junge Menschen getan. Dafür gebührt ihr die größte öffentliche Anerkennung. Ich freue mich sehr über die Entscheidung der Jury.“
Neben der Urkunde erhielt die Preisträgerin das mit Spitzenbordüre versehene, gerahmte Kunstwerk „Untitled, 2022“ der Vorarlberger Künstlerin Bianca Lugmayr. Dabei handelt es sich um ein 30 x 30 cm großes Taschentuch, dessen Motiv eine Mischung aus Zeichnung, Aquarellmalerei, Druck, Nähseide und Papier ist. Es veranschaulicht die vielen aufreibenden Rollen, die von Frauen in unserer Gesellschaft erwartet werden.
Zur Namensgeberin des Bregenzer Frauenpreises: Agathe Fessler richtete 1905 mit dem Marienheim in Bregenz ein Asyl für stellenlose junge Frauen ein. Sie gilt als Begründerin der modernen Sozialarbeit in Vorarlberg. Ihr ging es darum, jungen Frauen, die zu den Unterprivilegierten, manchmal zu den Randgruppen der Gesellschaft gehörten, einen Zufluchtsort zu bieten. In Agathe Fesslers Marienheim waren alle Frauen willkommen, die Hilfe brauchten, gleichgültig aus welchen Gründen. Nicht die Hilfswürdigkeit entschied über eine Aufnahme ins Marienheim, sondern die Hilfsbedürftigkeit.
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