Mündung der Bregenzerach in den Bodensee (© UMG Umweltbüro Grabher)

Biotop unter der Lupe

Das 120 ha große Naturschutzgebiet am Mehrerauer Seeufer und an der Mündung der Bregenzerach ist mit Blick auf Flora und Fauna eine vielfältige Landschaft. Das abwechslungs-eiche Biotop mit Kiesufern, Röhrichten, Auwäldern und Streuwiesen sowie vielen Tierarten zählt zu den wertvollsten Feuchtgebieten am Bodensee. Darüber hinaus ist es aber auch ein wichtiger Naherholungsraum für die Menschen.

Aus eben diesen Gründen wird die Entwicklung des Gebiets seit längerer Zeit genau beobachtet. Erst vor Kurzem legte das damit beauftragte Umweltbüro Grabher seinen Monitoring-Bericht für 2020 vor.

Bodenseevergissmeinnicht
Vergangenes Frühjahr betrug sein Gesamtbestand nicht einmal 7.000 Individuen – der zweit­niedrigste Wert seit Beginn der Beobachtungen. Ein Grund dafür könnten die massiven Treib­holzanschwemmungen gewesen sein. Bis zum Herbst hat sich das Vorkommen dann wieder etwas erholt, ist aber nach wie vor gering. Langfristige Erhebungen zeigen einen deutlichen Zusammenhang mit den Wasserständen des Bodensees auf. Niedrige Pegel am Beginn der 2000er-Jahre wie z. B. 2007 ermöglichten enorme Zuwächse und Bestände von rund 200.000 Individuen. Überdurchschnittlich hohe Wasserstände ab 2012 hatten leider den gegenteiligen Effekt.

Strandschmiele
Akut vom Aussterben bedroht ist eine zweite Pflanze: die Strandschmiele. Der noch vorhande­ne Bestand geht fast zur Gänze auf Einpflanzungen durch die Stadtgärtnerei im Rahmen eines grenzüberschreitenden Forschungsprojektes der ARGE Bodenseeufer zurück. 2020 wurden lediglich drei kleine Horste beobachtet, die sich ohne menschliches Zutun entwickelt haben. Umso wichtiger ist die Weiterführung der erwähnten Maßnahmen zur Stützung der schwachen Population.

Tierwelt
Neben den zwei genannten und weiteren Pflanzenarten wurde der Fokus auch auf die Tierwelt gerichtet. Dazu zählten wie immer Dutzende verschiedene Vogelarten und neuerdings auch wieder der Biber, das zweitgrößte lebende Nagetier der Erde. In Vorarlberg wurde er vor etwa 350 Jahren praktisch ausgerottet. Jetzt kommt diese Tierart aber wieder vor und hat sich auch an der Bregenzerachmündung angesiedelt.

Mehr Übertretungen und Anzeigen
Einfluss auf das Biotop hat aber auch das Freizeitverhalten des Menschen. Es nahm Corona-bedingt ein besonderes Ausmaß an. Ein ernst gemeinter Naturschutz verlangt daher auch Kontrollen. Im Vorjahr wurde das Gebiet von einem privaten Sicherheitsdienst in rund 900 Ein­satz­stunden überwacht. Zusätzlich waren von Februar bis Dezember Naturwächter unterwegs. Dabei kam es aufgrund des Lockdown mit seinen Einschränkungen zu einer noch intensiveren Freizeitnutzung und zu einem deutlichen Anstieg der Übertretungen. Mit 428 Anzeigen liegt der Wert mehr als doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnitt (178). Fast 50 % davon ent­fielen auf das Betreiben illegaler Feuerstellen, gefolgt von der Missachtung des Betretungsver­bots. Diese Übertretungen machten drei Viertel aller Anzeigen aus. In 30 Fällen gab es Bean­standungen wegen Lärmstörung. Und erstmals in der Geschichte musste in den gesperrten Uferbereichen die neue Trendsportart „Stand-up-Paddeln“ geahndet werden (knapp 20 Über­tretungen). Wegen des kompetenten Vorgehens der Naturwächter musste aber nur in drei Fällen die Polizei zur Unterstützung angefordert werden. Überhaupt lag der Schwerpunkt der hauptamtlichen Naturwacht wie schon in den Jahren zuvor auch 2020 in der Sensibilisie­rung und Aufklärung. Es wurden nämlich alles in allem nicht weniger als 1.560 Beratungsge­spräche mit Besucherinnen und Besuchern geführt.

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