Sommerausstellung: Karl-Heinz Ströhle

Wir freuen uns, die diesjährige Sommerausstellung dem Vorarlberger Künstler Karl-Heinz Ströhle widmen zu dürfen. Es ist dies die erste, umfassende Einzelausstellung nach seinem frühen Tod 2012.

Gezeigt werden über 60 ausgewählte Arbeiten aus dem Nachlass sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Die Ausstellung bildet einen Querschnitt durch die Schaffensperioden des Künstlers. Karl-Heinz Ströhle war Zeichner, Maler, Performance-, Objekt- und Medienkünstler.

Auf vier Stockwerke aufgegliedert werden seine frühen Streifenbilder, Blubbs, Federstahlskulpturen, Videoarbeiten, raumgreifende Bodenarbeiten, Wandobjekte und eine Aufarbeitung seiner „Kunst am Bau“-Arbeiten präsentiert.

In den frühen Arbeiten, besonders in den Zeichnungen, bestimmt die Farbe Schwarz den Bildraum, welche einerseits dem bevorzugten Charakter, andererseits dem Drang zur Reduktion bestens entsprach. Als Träger dient meist ungrundierte Leinwand. Die Linie als zentrales Motiv eingesetzt und als universales Prinzip des Zusammenhangs bildet quasi den Grundbaustein Karl-Heinz Ströhles Arbeiten. Während auf der einen Seite in seinen Arbeiten das wiederkehrende Motiv der Linie, teils fein geschwungen und geordnet, teils kräftig und überlagernd dominiert, tritt in den „Blubb“-Gemälden die Fläche in den Vordergrund, strahlende Farben, orange, gelb, blau, grün oder auch tiefes, flächiges Schwarz.

„Das Material selber tendiert, zumindest temporär, zur Transformation, um seine materielle Qualität auszuspielen.“ (Bazon Brock über Karl-Heinz Ströhles Materialwahl und Gestaltungspraxis).

Die innere Gespanntheit der Materialien, die Karl-Heinz Ströhle in seinen zwischen Zweidimensionaliät und Dreidimensionalität pendelnden Arbeiten wie Federstahl, Stahlfedern, Gummibänder, Keilriemen und vieles mehr zum Einsatz brachte, lassen sich in eine bestimmte Form zwingen, aus der sie aber aufgrund ihrer ureigenen Materialbeschaffenheit hinauszuschnellen drohen. Seit Mitte der 90er-Jahre verwendet Ströhle Federstahlbänder, dies in unterschiedlichsten Medien und Formationen: Zeichnung, Malerei, Skulptur, Performance, Video.

Seine Objekte aus Federstahl sind performativ gedacht, schon leichte Berührungen versetzten sie in Bewegung. Hosen, Vasen, Tonnen, Luster – sie alle vibrieren, beginnen zu „wobbeln“ …

Erstmals eine umfassende Aufarbeitung der „Kunst am Bau“-Arbeiten
Einen wesentlichen Bestandteil des umfassenden Oeuvres von Karl-Heinz Ströhle stellen seine ab 1994 realisierten, zahlreichen Kunstprojekte im öffentlichen Raum dar. In ihnen offenbart sich nicht nur die schöpferische Kraft des Künstlers, sondern auch sein sozialpolitisches Engagement, das er manchmal sensibel und subtil, manchmal direkt und hart, jedoch stets aussagekräftig und ästhetisch in seinen Werken umsetzte. Im Rahmen dieser Sommerausstellung ist erstmalig eine umfassende dokumentarische Aufarbeitung der „Kunst am Bau“-Arbeiten entstanden, die zudem, gebunden in einem Magazin, festgehalten wurde.

Karl-Heinz Ströhle, 1957 – 2016
In Bregenz geboren, lebte und arbeitete Karl-Heinz Ströhle in Wien. Er studierte am Mozarteum in Salzburg und bei Bazon Brock an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Als Zeichner, Maler, Performance-, Objekt- und Medienkünstler gehört sein Werk zu den wichtigsten Positionen der zeitgenössischen Kunst Österreichs. Seit Mitte der 80er-Jahre war er in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten.

Die multimediale Auseinandersetzung mit Linie und Raum zählt ebenso wie eine reduzierte Formensprache zu den Markenzeichen von Karl-Heinz Ströhle. Mit Federstahlbändern hat der Künstler ein Material gefunden, mit welchem er Gemälde und fragil wirkende, bewegliche Objekte gestaltet. In Ströhles Arbeiten treffen Emotion auf Minimalismus, Konzept auf spielerische Spontaneität und konkrete Ansätze auf abstrakte Formulierungen. Ab 1994 hat er zahlreiche Kunstprojekte im öffentlichen Raum realisiert, die seinen künstlerischen Ansatz mit einem hohen sozial- und kulturpolitischen Engagement vereinen. Auslandsstipendien in Paris und Tokyo sowie mehrfache Auszeichnungen – darunter der 2016 posthum verliehene Konstanzer Kunstpreis – honorierten seine Arbeit. Parallel zu seiner künstlerischen Tätigkeit lehrte Ströhle seit 1991 an diversen Hochschulen in Salzburg. Zuletzt unterrichtete er seit 2005 die Klasse für Kunst und Kommunikative Praxis an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er 2014 im Fach Bildhauerei und Kunst im öffentlichen Raum habilitierte. 2016 verstarb er überraschend im Alter von 58 Jahren.

Sommerausstellung Karl-Heinz Ströhle
19. Juli – 5. September
Palais Thurn und Taxis

Erweiterte Eröffnungsmatinée
Sonntag, 18. Juli, 11 – 16 Uhr
„Naked Bass“, Kontrabass Solo, musikalische Konzeption von Peter Herbert
Präsentation des Katalogs „KHS“ – eine umfassende Dokumentation der „Kunst am Bau“-Arbeiten von Karl-Heinz Ströhle

Führungen durch die Ausstellung
29. Juli und 19. August, jeweils um 17 Uhr
Anmeldung unter: kultur(at)bregenz.at

Weitere Veranstaltungen
Freitag, 23. Juli, 18 Uhr
Einweihung der posthum rekonstruierten Bodenarbeit
OHNE TITEL
Mit Gespräch zum performativen Werk von Karl-Heinz Ströhle
In Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz, Bregenz

Donnerstag, 19. August, 19 – 23 Uhr
Freitag, 20. August, und Samstag, 21. August, jeweils 10 – 18 Uhr
Re-Installation im öffentlichen Raum
RETTE SICH WER KANN
In Kooperation mit dem vorarlberg museum
Kornmarktplatz, Bregenz

Kurator:innen: Judith Reichart und Pascal Hüppi
Aufbauteam: Roland Adlassnigg, Martin Beck
Design und Konzept "Kunst am Bau"-Katalog: Atelier Andrea Gassner

Dank an unsere Sponsor:innen:
Schöllerbank, Bregenz – Hauptsponsorin | vkw-illwerke | Sparkasse Dornbirn

Ein besonderer Dank gilt Wilhelm Otten für die großzügige Unterstützung im Rahmen der Leihgabe der Federstahlskulptur „DROP“.

 

Medien

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