Re-Installation „RETTE SICH WER KANN“

Die diesjährige Sommerausstellung der Landeshauptstadt Bregenz ist dem Vorarlberger Künstler Karl-Heinz Ströhle gewidmet. Einen wesentlichen Bestandteil des umfassenden Werks von Karl-Heinz Ströhle stellen seine ab 1994 realisierten, zahlreichen Kunstprojekte im öffentlichen Raum dar. In ihnen zeigt sich nicht nur die schöpferische Kraft des Künstlers, sondern auch sein sozialpolitisches Engagement, das er manchmal sensibel und subtil, manchmal direkt und hart, jedoch stets aussagekräftig und ästhetisch in seinen Werken umsetzte.

Im Rahmen der Sommerausstellung entstand erstmalig eine umfassende dokumentarische Aufarbeitung der „Kunst am Bau“-Arbeiten von Karl-Heinz Ströhle. In Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz erfolgte vor wenigen Wochen die posthume Rekonstruktion der Bodenarbeit „Ohne Titel“, die Karl-Heinz Ströhle anlässlich der Eröffnung des KUB 1997 realisierte. Zwischen dem Kunsthaus Bregenz und dem Vorarlberger Landestheater zeichnen weiße geschwungene Linien die vom Künstler gelegten Federstahlbänder nach und definieren so diesen Raum neu. Die Spuren von Ströhles Arbeit sind sicht- und begehbar.

Ein gigantisch aufgeblasener Schwimmflügel
Am Donnerstag, 19. August, von 19 bis 23 Uhr sowie am Freitag, 20. August, und Samstag, 21. August, folgt jeweils von 10 bis 18 Uhr in Kooperation mit dem vorarlberg museum am Kornmarktplatz die Re-Installation von „RETTE SICH WER KANN“.

Ursprünglich wurde diese aufsehenerregende Arbeit von Karl-Heinz Ströhle – eine aufblasbare Skulptur in Form eines riesigen Schwimmflügels – im Rahmen einer Initiative des MAK und der Universität für angewandte Kunst in Wien anlässlich einer Aktionsnacht für die Kunst im Jahr 2006 präsentiert. Gemeinsam mit Martin Strauß protestierte Ströhle mit einem ins Gigantische vergrößerten Schwimmflügel gegen die damaligen gesellschaftlichen Tendenzen, wonach traditionelle Werte der sozialen Solidarität immer mehr ins Hintertreffen geraten waren. Wie eine klassische Plastik auf einem Sockel präsentiert, findet sich statt des gewöhnlichen Aufdrucks (Herstellerlogo) auf beiden Seiten des Objekts (4 x 7 m in der Höhe) der Schriftzug „RETTE SICH WER KANN“.

Karl-Heinz Ströhle war nicht nur Objekt- und Performance-Künstler, Zeichner und Maler, sondern auch und vor allem Kommunikator politischer Botschaften. Er verstand es, Botschaften sensibel, aber unmissverständlich in seinen Arbeiten zum Ausdruck zu bringen. Seine Forderungen nach sozialer Verantwortung und Solidarität sind heute genauso aktuell wie damals.

Karl-Heinz Ströhle, 1957 – 2016
In Bregenz geboren, lebte und arbeitete Karl-Heinz Ströhle in Wien. Er studierte am Mozarteum in Salzburg und bei Bazon Brock an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Als Zeichner, Maler, Performance-, Objekt- und Medienkünstler gehört sein Werk zu den wichtigsten Positionen der zeitgenössischen Kunst Österreichs. Seit Mitte der 80er-Jahre war er in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten.

Die multimediale Auseinandersetzung mit Linie und Raum zählt ebenso wie eine reduzierte Formensprache zu den Markenzeichen von Karl-Heinz Ströhle. Mit Federstahlbändern hat der Künstler ein Material gefunden, mit welchem er Gemälde und fragil wirkende, bewegliche Objekte gestaltet. In Ströhles Arbeiten treffen Emotion auf Minimalismus, Konzept auf spielerische Spontaneität und konkrete Ansätze auf abstrakte Formulierungen. Ab 1994 realisierte er zahlreiche Kunstprojekte im öffentlichen Raum, die seinen künstlerischen Ansatz mit einem hohen sozial- und kulturpolitischen Engagement vereinen. Auslandsstipendien in Paris und Tokyo sowie mehrfache Auszeichnungen – darunter der 2016 posthum verliehene Konstanzer Kunstpreis – honorierten seine Arbeit. Parallel zu seiner künstlerischen Tätigkeit lehrte Ströhle seit 1991 an diversen Hochschulen in Salzburg. Zuletzt unterrichtete er seit 2005 die Klasse für Kunst und Kommunikative Praxis an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er 2014 im Fach Bildhauerei und Kunst im öffentlichen Raum habilitierte. 2016 verstarb er überraschend im Alter von 58 Jahren.

Re-Installation im öffentlichen Raum
RETTE SICH WER KANN
Donnerstag, 19. August, 19 bis 23 Uhr
Freitag, 20. August, 14 bis 18 Uhr
Samstag, 21. August, 10 bis 18 Uhr
Kornmarktplatz, Bregenz
In Kooperation mit dem vorarlberg museum

Sommerausstellung Karl-Heinz Ströhle
19. Juli – 5. September
Palais Thurn und Taxis
Kurator:innen: Judith Reichart und Pascal Hüppi

Führungen durch die Ausstellung
19. August, um 17 Uhr
Anmeldung unter: kultur(at)bregenz.at

Posthum rekonstruierten Bodenarbeit
OHNE TITEL
Von Karl-Heinz Ströhle
Karl-Tizian-Platz, Bregenz
In Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz

Dank an unsere Sponsor:innen:
Schöllerbank, Bregenz – Hauptsponsorin | vkw-illwerke | Sparkasse Dornbirn
Ein besonderer Dank gilt Wilhelm Otten für die großzügige Unterstützung im Rahmen der Leihgabe der Federstahlskulptur „DROP“.

Zum vorarlberg museum
Dass die Re-Installation von „RETTE SICH WER KANN“ in Kooperation mit dem vorarlberg museum erfolgt, ist kein Zufall. Wie ein riesiger Vorhang verhüllte das von Ströhle in Schwarz-Weiß gehaltene Baunetz das Museum während der Neubau-Phase 2011-12. Der Künstler griff dafür auf seine Streifenarbeiten zurück.

Neue Sonderausstellung: Auf eigene Gefahr – Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit
Die aktuelle Sonderausstellung des vorarlberg museum konfrontiert die Besucher:innen mit Themen rund um Angst, Risiko, dem Gefühl des Kontrollverlustes und dem Wunsch nach Sicherheit. Dabei haben sich die Strategien im Umgang mit Gefahren und Unsicherheiten im Laufe der Zeit verändert. Unsere Vorfahren begannen, Hänge zu sichern und Flüsse zu verbauen. Sie gründeten Feuerwehren und Versicherungen, die Polizei wachte und wacht über die Einhaltung der Regeln. Mittlerweile scheint die größte Bedrohung für den Menschen der Mensch selbst zu sein …

Alle Informationen unter www.vorarlbergmuseum.at

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