Neuausrichtung Magazin 4

Das Magazin 4 erhält eine neue Ausrichtung, die nach zeitgemäßen und nachhaltigen Inhalten verlangt. Es soll einer größeren und breiteren Bevölkerungsschicht in Bregenz und der Region zugänglich gemacht werden. Diese Konzeption wurde in einem offenen Prozess erarbeitet. Im Rahmen dieses Prozesses haben verschiedene Gespräche, Workshops und Projektschmieden mit rund 50 verschiedenen Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Soziales und Bildung stattgefunden. 

Das Magazin 4 ist der erste Sichtbetonbau in Bregenz. Er wurde nach Plänen von Willibald Braun 1927/28 errichtet. Der Baustil und die damit im Zusammenhang stehende Wirkung eines besonderen Werkstattcharakters werden auch von der Öffentlichkeit als stimmig wahrgenommen. Das Gebäude ist Sitz der Kulturabteilung und des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Bregenz und soll künftig sowohl den „raumbasierten“ Künsten wie Malerei, Fotografie und Skulptur als auch den „zeitbasierten“ Künsten wie Film, Video, Medienkunst, Tanz, Theater, Performance und auch der Architektur Freiraum gewähren.

Konzeption:          
Zentrum für Kunst, Kultur und Gesellschaft

Das Magazin 4 in seiner Gesamtheit soll auch künftig ein Kunst- und Kulturhaus sein, das als Zentrum, Atelierhaus und Projektwerkstatt für Kunst, Kultur und Gesellschaft seine Wirkung entfaltet. Die Räumlichkeiten werden sowohl regionalen Künstlerinnen und Künstlern als auch kulturellen und interdisziplinären Initiativen sowie einem internationalen Stipendienprogramm zur Verfügung gestellt. Das Magazin 4 soll sich als Ort des Austauschs und des gemeinsamen Arbeitens öffnen, als ein Ort der Kommunikation und als Diskussionsplattform für aktuelle gesellschaftsrelevante Fragestellungen.

Die Grundidee ist, Kulturschaffende in den Disziplinen Architektur, bildende und darstellende Kunst, Musik, Design, Literatur, Film, Neue Medien und Technik zu fördern und die Bürgerinnen und Bürger mit alternativen Programmen und interdisziplinären Formaten daran teilhaben zu lassen. „Grenzüberschreitungen", inhaltlich wie räumlich, sollen von Anfang an dieses Profil prägen. Es geht also um ein Zentrum, das einerseits Möglichkeiten für die Verbesserung der künstlerischen Produktion bietet und andererseits durch ungewöhnliche Formate und Kooperationen auch Neues zulässt.

Ausstellungen und Präsentationen
Das zweite Obergeschoss bietet Raum für Ausstellungen, Projektpräsentationen, öffentliche Foren, Workshops, Vorträge und auch größere Produktionen. Angedacht sind drei bis vier wechselnde Einzel- und Gruppenausstellungen aktueller bildender Kunst und angrenzender Disziplinen. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Förderung regionaler Künstlerinnen und Künstler, wobei neben der Kulturregion Vorarlberg auch der gesamte Bodenseeraum angedacht ist. Ein weiterer Schwerpunkt im Ausstellungsbereich ist der Austausch mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern in Form eines Artist-in-Residence-Programms (a-i-r Bregenz). Das neue Artist-in-Residence-Programm soll Gelegenheit bieten, über Kunst zu reflektieren und einen Bezug zur Öffentlichkeit herstellen. Künstlerinnen und Künstler sollen damit die Gelegenheit erhalten, über stipendienunterstützte Arbeitsaufenthalte in einer anregenden Umgebung kreativ zu arbeiten und neue Kontakte zu knüpfen. Das neue Programm fördert die Kooperation zwischen kulturell interessierten und aktiven europäischen Städten und basiert auf dem Prinzip des gegenseitigen Austausches zu gleichen Bedingungen. Ziel dieses Künstleraustausches ist es insbesondere, die regionale Kunst- und Kulturszene in Vorarlberg zu bereichern.

Das internationale Künstlerprogramm a-i-r Bregenz soll jährlich einer Künstlerin, einem Künstler die Gelegenheit geben, zwei bis drei Monate in Bregenz zu arbeiten. Die Projekterstellung und Realisierung erfolgt im Magazin 4. Der/die Künstler/in arbeitet dort an seinen/ihren Projekten, die gegen Ende des Aufenthaltes öffentlich umgesetzt und präsentiert werden. Sie/er wird während ihres/seines Aufenthalts intensiv mit der regionalen Kunst- und Kulturszene zusammenarbeiten. Zur Durchführung einzelner Aktivitäten arbeitet die Kulturabteilung mit verschiedenen Einrichtungen, Initiativen und der freien Szene in der Region zusammen. Ziel ist es, das Programm durch die Kooperation stärker kuratorisch auszurichten und die Künstler/innen in den laufenden Betrieb der regionalen Kulturinstitutionen einzubinden. Im Gegenzug ist angedacht, dass regionale Künstler/innen unter gleichen Bedingungen in der Partnerstadt arbeiten und leben können.

Im Rahmen des Prozesses „Europäische Kulturhauptstadt“ ist ein erster internationaler Austausch im Frühjahr 2018 (März/April) in der Disziplin Tanz eingeplant. Der/die Künstler/in wird während seines/ihres Aufenthalts intensiv mit der regionalen Kunst- und Kulturszene zusammenarbeiten und aktiv am kulturellen Leben teilhaben.

Kunst- und Kulturvermittlung
Kulturelle Bildung ist unverzichtbare Grundlage für die Teilhabe an unserer Gesellschaft. Zur Wahrung der Chancengleichheit ist der Zugang zu kultureller Bildung für alle Bürgerinnen und Bürger notwendig. Gerade die Kunst- und Kulturvermittlung verfolgt das Ziel, durch unterschiedliche Aktionen, Projekte und Maßnahmen zwischen allgemeinem Kunstverständnis und zeitgenössischer Kunstentwicklung zu vermitteln. Aktuelle Themen und Tendenzen der Kunst und Kultur werden aufgegriffen, bestehende Querverbindungen mit verschiedenen Bereichen aufgezeigt. Damit soll der Einstieg in die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur erleichtert und eine möglichst breite Öffentlichkeit erreicht werden. Die Auseinandersetzung prägt Persönlichkeit und Identität, sie vermittelt Werte und Orientierung, sie nimmt Einfluss auf die individuelle Entwicklung: die Entwicklung der Sinne, der kreativen Fertigkeiten und die Stärkung der sozialen Kompetenz. Deshalb ist die Kunst- und Kulturvermittlung – insbesondere im Hinblick auf die junge Generation – eine Aufgabe und Herausforderung für die Gesellschaft als Ganzes sowie ein weiterer Schwerpunkt und eine Ergänzung des Gesamtkonzepts in der Neuausrichtung des Magazin 4 mit vielfältigen Workshop- und Partizipationsangeboten. Der Fokus liegt dabei auf einer interdisziplinären und transkulturellen Kunst- und Kulturvermittlung, die gleichzeitig als Schnittstelle zwischen dem Magazin 4 und seinen Besucherinnen und Besuchern fungiert.

Interkultur
Neben dem Ausstellungsbetrieb versteht sich das Magazin 4 auch als Ort der Kommunikation, als Diskussionsplattform für aktuelle gesellschaftsrelevante Fragestellungen. Gerade die Themen „interkulturelle Beziehungen“ und „interkultureller Austausch“ haben in den vergangenen Jahren deutlich an Relevanz gewonnen. Daher sind für Menschen öffentliche Kultureinrichtungen nicht nur Orte, an denen sie Kulturprogramme wahrnehmen, sie sind auch als Kommunikationsorte und Treffpunkte von Bedeutung. Hier können vor allem auch Menschen, die zugewandert sind, jenseits kommerzieller Angebote verweilen und sich austauschen. Mit einem neuen Diversitäts-Ansatz, der auf Wertschätzung und Berücksichtigung unserer gesellschaftlichen Vielfalt basiert, wird das neue Magazin 4 mit seinen vielfältigen Programmangeboten den unterschiedlichen Zielgruppen gerecht. Diese werden in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen sozialen Organisationen und gesellschaftlichen Initiativen sowie der städtischen Abteilung Gesundheit, Soziales und Gesellschaft gemeinsam realisiert. Eine erste Zusammenarbeit wird die Vorführung des Dokumentationsfilms „Schwalben der Liebe“ ("Les Hirondelles de l'amour") von Jawad Rhalib über die Lebensgeschichte der Bregenzerin Karin in diesem Herbst sein, gepaart mit verschiedenen Dialogveranstaltungen.

Labor im Parterre
Das Magazin 4 versteht sich auch als Labor intermedialer und interdisziplinärer Aktivitäten, die sich künstlerisch und wissenschaftlich mit den Phänomenen Stadt und Stadtgesellschaft auseinandersetzen. Den Fokus bilden raumtheoretische Fragen der Urbanistik. Geographie, Anthropologie, Stadtentwicklung, Architektur und Sozialwissenschaften treffen auf zeitgenössische Künstlerpositionen, die von Kontext- und Interventionskunst über Conceptual Art bis hin zu Street Art reichen. Diese thematische Auseinandersetzung laden auch andere künstlerische Sparten und Disziplinen wie zeitgenössische Tanz- und Theaterformate sowie Musik und Literatur ein, die in Kooperation mit der freien Szene, mit Initiativen, mit überregionalen, internationalen Initiativen und dem Land Vorarlberg umgesetzt werden: „Salon d'amour“ mit dem „aktionstheater ensemble“, die neu angedachte Buch-Biennale ab 2018, das Kurzfilmfestival „alpinale“, oder das Poolbar-Festival werden in Bregenz zu Gast sein. Des Weiteren sind Kooperationen mit dem Jugendclub des Landestheaters, regionalen Kulturvereinen und dem Bodenseefestival angedacht. Auch wissenschaftliche Kooperationen mit der Hochschule Friedrichshafen und den Universitäten Innsbruck, Konstanz und St. Gallen sind Teil dieser neuen Ausrichtung.

KulturBar:
Das Erdgeschoss ist als Begegnungsort für die Menschen in der Stadt und der Region geradezu prädestiniert. Einmal pro Monat „im M4“ öffnet das Magazin 4 seine Türen und wird zur „KulturBar“.

INTEGRA Vorarlberg im Erdgeschoss
Zusammen mit Jugendlichen der Produktionsschule betreibt INTEGRA Vorarlberg eine Mittagskantine im Erdgeschoss des Magazin 4. Von Montag bis Freitag bietet INTEGRA jeden Mittag einen Mittagstisch für die jüngsten Bürger/innen aus den Kindertagesstätten sowie für die Arbeitnehmer/innen aus den umliegenden Büros und Einrichtungen.

Kollektiv-Beirat
Die Abteilung Kultur der Landeshauptstadt Bregenz, die sich mit ihrem Büro im ersten Obergeschoss des Magazin 4 befindet, stellt bei dieser Neuausrichtung ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung und behält gleichzeitig die Gesamtverantwortung inne. Die Programmplanung und Umsetzung erfolgt nicht wie in den vergangenen Jahrzehnten üblich durch eine Intendanz. Auch hier werden neue und zeitgemäße Wege beschritten. Geplant ist, dass ein Kollektiv aus Personen, die sich in den Bereichen Kunst, Kultur und Gesellschaft innerhalb unterschiedlicher Kontexte bewegen, zusammenkommt und gemeinsam die jährliche Programmierung diskutiert und fixiert. Für die Planung, Umsetzung und Betreuung bedarf es einer verantwortliche Person, die es noch zu benennen gibt.

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