Karl Tizian

Karl Tizian. Bürgermeister von Bregenz 1950 bis 1970

Buchpräsentation, 17. Juli 2016, 11 Uhr, T-Café, Vorarlberger Landestheater

Der 1950 zum Bregenzer Bürgermeister gewählte Karl Tizian war ein Vorarlberger ÖVP-Politiker besonderen Zuschnitts: weltoffen und modern, Bildungsbürger und Theaterenthusiast, zupackend, beharrlich und prinzipientrau, tiefreligiös, aber nicht bigott, ein österreichischer Patriot, der seine Wurzeln im großen altösterreichischen Kulturraum der Monarchie sah.

Dass Bregenz heute vor allem als Kulturstadt wirkt und wahrgenommen wird, ist das bleibende Verdienst Karl Tizians. Die Frage, wie die Autobahn im Raum Bregenz zu führen sei, sollte 1970 seine Wiederwahl zum Bürgermeister verhindern. Die von ihm letztlich mitgetragene Variante, die Unterflurtrasse am See, war trotz aller Überzeugungsarbeit nicht mehrheitsfähig.

Karl Tizians Vision war die Etablierung von Bregenz als Kulturstadt, und diese Vision umzusetzen, war sein Herzensanliegen. Tizian war der unermüdliche Promotor der Interessen der 1946 gegründeten Bregenzer Festspiele, um deren Finanzierung er sich mit Nachdruck kümmerte. Auf seine Theaterleidenschaft war es zurückzuführen, dass die bereits seit Jahrzehnten bestehenden Pläne für den Umbau des Kornhauses in ein Theater wieder aus der Schublade gezogen wurden. Erst nachdem Tizian die Finanzierung sichergestellt hatte, beschloss die Stadtvertretung im Dezember 1953 den Umbau. Am 17. Juli 1955 konnte das neue Theater eröffnet werden. Da private Mäzene damals kaum mehr in Erscheinung traten, sah es Tizian als kommunale Aufgabe an, die heimischen Kulturschaffenden zu unterstützen und zu fördern. So wurden bei öffentlichen Bauten im Rahmen von einem bis zwei Prozent der Bausumme künstlerische Aufträge vergeben und regelmäßig Werke der bildenden Kunst angekauft. Auch der 1957 gestiftete „Hugo-von-Montfort-Preis“ diente dem Zweck der Kulturförderung. Im Jahr 1953 überließ die Stadt der „Berufsvereinigung der bildenden Künstler“ das Palais Thurn und Taxis, das im Folgejahr renoviert wurde.

Im fortan „Künstlerhaus“ genannten Gebäude konnten die Mitglieder der Berufsvereinigung ihre Werke ausstellen und der Öffentlichkeit präsentieren. Das Palais war zudem Schauplatz zahlreicher städtischer Großausstellungen. Bregenz hatte als erste Stadt des Landes seit 1955 ein eigenes und innovatives Kulturamt, das u. a. Jazzkonzerte veranstaltete und modernes Theater nach Bregenz brachte.

Bregenz ist gemessen an Größe und Einwohnerzahl eine Kleinstadt. Aber auf gewisse Weise ist es eine Großstadt – wenn man das kulturelle Angebot zum Maßstab nimmt. Die Kulturstadt Bregenz, das „Mehr am See“, ist heute eine Marke, die weit über den Bodenseeraum hinaus bekannt ist. Wenn der Ruf von Bregenz als Kulturstadt mit Recht auf Institutionen wie den Festspielen, dem vorarlberg museum, dem Vorarlberger Landestheater, dem 1997 eröffneten Kunsthaus sowie auf einer lebendigen Kulturszene gründet, dann muss zu Recht Karl Tizian das Verdienst zugesprochen werden, den Grundstein hierfür gelegt zu haben.

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